5 Herausforderungen für die Selbstorganisation im Studium

Sich selbst organisieren, Aufgaben verwalten und die eigene Zeit richtig einteilen – das sind Anforderungen, die im Studium früher oder später auf uns zukommen. Das betrifft aber nicht nur Studierende, sondern auch Selbstständige und Wissenschaftler*innen. Da es oft keine festen Zeitfenster gibt, in denen man eine genau definierte Tätigkeit verrichtet, stellt uns die Selbstorganisation vor einige Schwierigkeiten, wie Motivationslosigkeit, fehlender Überblick über die Aufgaben und ein soziales Umfeld, das meint, man habe ja eh den ganzen Tag Zeit …

In diesem Beitrag geht es um einige Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen und Tipps, wie wir ihnen entgegenwirken – z.B. Mutti von unseren Zielen erzählen oder Bäume pflanzen … Aber mal ganz langsam: Fangen wir mit der Basis an.

1) Die Basis: Motivation finden

Kennt ihr das? Ihr habt so richtig Bock darauf, ein Referat vorzubereiten, an einer Hausarbeit zu schreiben oder einen Text zu lesen? Ein Traum! Diese Form von Motivation ist doch die angenehmste. Man bezeichnet sie als intrinsische Motivation, also als solche, die aus euren eigenen Interessen und Bedürfnissen entspringt. Heißt, diese Form von Motivation entsteht eben auch immer nur dann, wenn die Aufgabe mit euren Interessen und Bedürfnissen in Einklang steht.

Das ist nun leider nicht immer gegeben. Häufig habt ihr genug zu erledigen, was eben gemacht werden muss, um das große Ziel (Studienabschluss) zu erreichen. Trotzdem müsst ihr euch irgendwie motivieren, damit ihr überhaupt erst einmal in die Gänge kommt.

Hier kommt dann die extrinsische Motivation ins Spiel, also eine von außen hervorgekitzelte Motivation. Die kann ganz unterschiedlich aussehen: zum Beispiel gute Noten; Zeitdruck; Anerkennung von Mutti, der Dozentin, meinen Freund*innen, meinen Feind*innen oder wem auch immer; aber auch die Angst vor negativen Konsequenzen kann eine extrinsische Motivation sein. Euch ist sicher schon aufgefallen, dass man eine Woche vor Abgabefrist plötzlich sehr sehr eifrig zu arbeiten beginnt …

Das heißt also: Fehlt euch die intrinsische Motivation, an einer Sache zu arbeiten, sucht nach einer extrinsischen Motivation. Macht euch bewusst, warum ihr diese Aufgabe erledigen müsst und was vielleicht sogar für euch rausspringt.

2) Komplexe Projekte planen: Ziele, Meilensteine & Deadlines

Gehen wir jetzt davon aus, dass ihr auf irgendeine Art und Weise motiviert seid. Schön! Aber dann seht ihr den Berg voll Arbeit, die auf euch wartet. Bei komplexen Projekten wie bspw. einer Hausarbeit ist uns im Vorfeld oft gar nicht so genau klar, was wir alles erledigen müssen und wie lange das realistisch dauert.

Deshalb ist es wichtig, die komplexe Aufgabe in kleinere Zwischenschritte, sogenannte Meilensteine zu zerlegen. Das hilft, zu überblicken, was alles anliegt. Diese Zwischenschritte lassen sich dann wieder in kleinere, sehr konkrete Aufgaben zerlegen. Je kleinschrittiger die Aufgabe formuliert ist, desto schneller kann sie abgehakt werden – das ist auch gut für die Motivation 😉

Das große Ziel, also z. B. „Abgabe Hausarbeit“ und die Zwischenschritte können im Kalender visualisiert werden. Dabei sollte man von der endgültigen Deadline ausgehen und diese als Erstes eintragen. Davon ausgehend lassen sich dann die Zwischenschritte rückwärts planen. Wichtig ist, dass man bei der Planung realistisch vorgeht. Berücksichtigt anstehende Termine, regelmäßige Aufgaben, Urlaube, Jobs etc. und lasst auch einen Puffer als Option, dass man auch mal einen Tag keinen Bock hat.

Das kann z. B. so aussehen (fiktives Beispiel):2020-01-24_144953

Hier gibt es zusätzlich zur Deadline drei weitere Meilensteine, weil der Zeitraum auf einen knappen Monat begrenzt ist. Daneben wurden weitere Termine eingetragen, die unserem großen Ziel ein wenig die Show stehlen können und genauso wichtig sind: Praktika, Vorbesprechungen, Klausuren. Neben dem Uni-Alltag gibt es aber noch eine Menge anderer wichtiger Aktivitäten, die wir im Blick behalten sollten. Denn seien wir ehrlich: Wenn Opa Geburtstag feiert, schaffen wir an diesem Tag nicht ganz so viel.

Wer keinen Kalender hat, findet im Netz zahlreiche Vorlagen zum Ausdrucken. Ansonsten bieten sich hier natürlich auch Online-Kalender an, weil man sie immer dabei hat und aktualisieren kann. Mir hilft aber an der Stelle tatsächlich das bunte Rumkrakeln auf Papier ganz gut.

3) Von To-Do-Listen und Not-To-Do-Listen: Aufgaben überblicken

Innerhalb der Projektplanung ist es sinnvoll, für kurze Zeitabstände sehr konkrete Aufgaben zu formulieren. So könnt ihr euch bspw. Sonntagabend hinsetzen und überlegen, welche Aufgaben die kommende Woche anliegen. Oder aber ihr nehmt euch täglich fünf Minuten Zeit, die Aufgaben des Tages zu überblicken. Dafür bietet sich ein Klassiker an: Die To-Do-Liste. Solche To-Do-Listen können ganz unterschiedlich aussehen:

Klassische To-Do-Liste

Das kann eine einfache Liste mit Aufgaben oder aber eine komplexe Liste mit Kommentar zu voraussichtlicher Dauer und benötigten Material sein. Alle Aufgaben lassen sich einfach abhaken oder durchstreichen, wenn sie erledigt wurden.

Listen nach Prioritäten

Das Eisenhower Prinzip geht davon aus, dass es wichtige und dringende Aufgaben gibt. Wichtige Aufgaben helfen, das Ziel zu erreichen, dringende Aufgaben müssen schnell erledigt werden. Daraus ergeben sich vier Felder, in die die To-Dos eingetragen werden:

  • Wichtige und dringende Aufgaben: Müssen von dir selbst und sofort erledigt werden. Sie helfen beim Erreichen der Ziele, können aber nicht delegiert werden.
  • Wichtige, aber nicht dringende Aufgaben: Sollten nur sofort erledigt, wenn sie schnell gehen. Zeitintensivere Aufgaben sollten mit einer Deadline versehen und später bearbeitet werden.
  • Dringende, aber nicht wichtige Aufgaben: Sollten schnell erledigt werden. Möglicherweise lassen sie sich aber delegieren, sodass man sich nicht selbst damit befassen muss.
  • Weder wichtige noch dringende Aufgaben: Gehören direkt in den Müll!

1-3-5-Liste

Die To-Do-Liste besteht aus drei Blöcken. Oben steht 1 Punkt, das ist die wichtigste Aufgabe für den heutigen Tag, die unbedingt erledigt werden muss. Darunter stehen 3 wichtige Aufgaben, die auch erledigt werden sollten. Abschließend folgen 5 kleinere Aufgaben, die erledigt werden können.

Not-To-Do-Liste

Diese Liste setzt den Fokus ganz bewusst auf Zeitfresser, unschöne Gewohnheiten oder eben Aufgaben, die (heute) erst mal nicht wichtig sind.

4) Konzentriert bleiben

Das Projekt wird überblickt, die Aufgaben sind klar, das Material liegt bereit. Jetzt heißt es loslegen! Oh, da kommt aber gerade eine Mail rein… Und naja, vielleicht doch noch mal schnell bei Instagram gucken, was es Neues gibt? Und…

Halt! Konzentrier‘ dich! Am Ball zu bleiben, ist gar nicht so einfach. Aber auch dafür gibt es ein paar Tricks.

Zunächst ist es immer gut, die möglichen Ablenkung zu identifizieren und sich ihrer bewusst zu sein. Vielleicht hilft hier ja auch schon eine Not-To-Do-Liste. Es kann auch helfen, mögliche Ablenkungen zu neutralisieren: Manchem hilft es, das Internet auszuschalten (sofern man es nicht zum Arbeiten braucht). Es kann aber auch schon helfen, an einen Ort zu gehen, der wenig Ablenkung bietet. Zum Beispiel Bibliotheken.

Eine beliebte Methode zum konzentrierten Arbeiten ist die Pomodoro-Technik. Diese sieht wie folgt aus:

  • Es wird in Einheiten gearbeitet. Jede Einheit dauert 25 Minuten.
  • In einer Einheit kann entweder eine umfangreiche Aufgabe oder mehrere kleinere Aufgaben erledigt werden.
  • Nach jeder 25-Minuten Einheit gibt es 5 Minuten Pause. Hier kann man schnell zu Instagram huschen oder Kekse holen oder was auch immer man in seiner kleinen Pause erledigen möchte.
  • Nach der vierten Einheit gibt es ganze 30 Minuten Pause.
  • Dann geht das Ganze wieder von vorne los.

Als Hilfsmittel benötigt man dafür nur eine Eieruhr oder einen Timer, um die Einheiten zu takten. Sinnvoll kann es aber sein, innerhalb der Arbeits-Einheit das Smartphone auszuschalten.

Ein kleines Helferlein ist die App Forest. Hier lassen sich virtuell mithilfe der Pomodoro-Technik Bäume pflanzen. Man pflanzt einen virtuellen Samen und mit jeder erfolgreichen Arbeitseinheit wächst dieser zu einem Baum heran. Erfolgreich heißt in diesem Fall: Die App bleibt geöffnet und man checkt nicht mal eben seine neusten Nachrichten. Tut man es doch, wird der Baum welk. Das ist überraschend erfolgreich – irgendwie möchte man dann doch nicht, dass die Pflanze verkümmert …

5) Kooperieren statt Konkurrieren: Lerngruppen, Arbeitstreffen und Arbeitsteilung

Ihr müsst nicht die einsamen Krieger*innen sein, die sich heroisch durch ihr Studium kämpfen und alle anderen übertrumpfen. Wenn ihr euch in der Rolle sehr gut gefallt, hält euch sicher keiner auf. Aber ihr habt größeren Erfolg und sicher auch mehr Freude, wenn ihr euch Gleichgesinnte sucht.

Das kann unterschiedlich aussehen: Eine klassische Form sind Lerngruppen, die sich zeitweise immer dann bilden, wenn eine Prüfung ansteht. Im besten Fall könnt ihr kooperativ Stoff ausarbeiten und die Inhalte miteinander teilen. Denn merke: Immer, wenn sich Arbeit aufteilen lässt, sollte man sie auch aufteilen. Es ist außerdem eine gute Vorbereitung, sich die Inhalte gegenseitig zu erklären. Dann merkt man wirklich, ob man sie verstanden hat. Der Vorteil: Durch den sozialen Druck seid ihr gezwungen, kontinuierlich am Thema zu bleiben und euch sinnvoll zu organisieren.

Noch besser als kurz vor der Prüfung funktionieren solche Gruppen über das gesamte Semester verteilt. Das bietet sich auch an, wenn ihr an Hausarbeiten, Berichten, Projektarbeiten etc. arbeitet. Verabredet euch zu gemeinsamen Arbeitssessions und erzählt euch vorher, welche Ziele ihr euch gesetzt habt.

In diesem Sinne wünsche ich euch nun ein erfolgreiches Schaffen 😉